Ein Vollbad in warmen Bläserklängen

Am Anfang steht ein musikalisches Suchspiel: Der US-Komponist Stephen Bulla hat in seiner „Proclamation of Christmas“ diverse Weihnachtsmelodien zu einem Teppich verwoben, in dem das Publikum immer neue, vertraute Versatzstücke wiederfinden kann. Das Heeresmusikkorps Hannover unter der Leitung des charmanten Martin Wehn präsentiert das Arrangement mit souveräner Lässigkeit.

Rund 600 Menschen sind zum Adventskonzert des Ensembles ins Herrenhäuser Galeriegebäude gekommen – eine Rekordzahl bei der sechsten Auflage des Events. „Ein Zeichen der Solidarität mit Menschen in Not“ nennt Gastgeber Oberst Frank Wachter die Veranstaltung: Der Kommandeur des Landeskommandos Niedersachsen bittet bei dem Benefizkonzert um Spenden für die HAZ-Weihnachtshilfe. Dabei kommen am Ende mehr als 6200 Euro zusammen.

Das Heeresmusikkorps erweist sich an diesem Abend als stilistische Allzweckwaffe der Bundeswehr: Bei Ravels „Pavane pour une Infante défunte“ legen die Musikerinnen und Musiker ätherisch schwebende Flötenklänge über die melancholische Grundierung des Klageliedes.

Und beim „Christmas Carol“ des Filmmusikmeisters Alan Silvestri, das nicht mit Crescendi spart, leuchten sie alle dramatischen Schattierungen aus, die Hollywoods Disney-Produktionen zu bieten haben.

Uniform ist nur die Kleidung

Dass das Heeresmusikkorps entgegen aller Klischees nicht nur schmissig unterwegs ist, beweist es spätestens beim Largo aus Antonín Dvoráks Symphonie „Aus der neuen Welt“, in dem der Tscheche einst in den USA auch sein eigenes Heimweh vertonte. Beim „O Magnum Mysterium“ des US-Komponisten Morten Lauridsen richtet das Ensemble dann ein Vollbad aus warmen Bläserklängen an, die vom großen Geheimnis der Christnacht raunen.

Uniform ist beim Heeresmusikkorps nur die Kleidung: Gleich nach der tänzelnden Leichtfüßigkeit in Robert Sheldons Version englischer Kirchenlieder flutet es den Raum mit dem „Te Deum“ aus Giacomo Puccinis „Tosca“.

Das prachtvolle Galeriegebäude erweist sich dabei als idealer Rahmen für ein solches Adventskonzert. Als das Publikum in diesem festlichen Ambiente am Ende „Tochter Zion“ mit anstimmt, ist es, als würde der kleine Lord drei Haselnüsse für Aschenbrödel bei Kevin allein zu Haus abliefern. Große Beifallsstürme für ein besonderes Konzerterlebnis.

Author: Jan Sedelies

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