Einmaliges Kupfer-Kunstwerk: Ersteigern Sie ein Stück Stadtgeschichte

Künstlerin Katinka Bock hat aus Kupfer von der Kuppel des Anzeiger-Hochhauses beeindruckende Kunst geschaffen. Nun kommt eine besondere Edition hinzu, die Sie ersteigern können – zugunsten der HAZ-Weihnachtshilfe. Bieten Sie mit!


Das Meer war grün. Groß und grün und reglos lag es ausgebreitet auf dem Boden der ehemaligen Druckerei des Madsack-Verlagshauses in Hannover. Das Meer bestand aus lauter oxidierten Kupferplatten. Katinka Bock betrat den ausladenden Raum, und sie musste sofort an die See denken, an Brandung. An das Strömen der Wellen, an das Geräusch, das sie machen. Und sie dachte an das, was früher dort gestanden hatte, wo jetzt die Platten lagen, eine gewaltige Rotation: Katinka Bock hörte im Geist die Geräusche der Mechanik, der durchlaufenden Papierbahnen. Und alles, was sie im Innern hörte, vereinigte sich zu einem Rauschen.

So wurde der Titel des Werks geboren, das die Künstlerin Katinka Bock in diesem Jahr in der Kestnergesellschaft Hannover gezeigt hat und das jedem in Erinnerung bleiben wird, der es gesehen hat: Ein großer, dickwandiger Körper, geformt wie eine Muschel oder Meeresschnecke, außen bedeckt von dem grünen Meer. Es sind die Kupferplatten, die bei der Sanierung der Kuppel des Anzeiger-Hochhauses abgenommen wurden und die Skulptur nun wie eine Schuppenhaut überziehen.

Schauen Sie sich die Kupferplatten live an – in der Kröpcke-Uhr!

Das war das große „Rauschen“. Aber es ist nicht das einzige. Katinka Bock hat ein zweites Werk aus den Platten geschaffen, es heißt „Rauschen (acht mal Grün)“ – und die Künstlerin hat es exklusiv für die HAZ-Weihnachtshilfe angefertigt. Es besteht, wie der Titel schon sagt, aus acht der Kupferplatten, die von 1928 bis 2019 das Dach des Hochhauses geprägt und geschützt haben. Die Witterung, der Krieg und viele Krähenschnäbel haben dem Kupfer eine einmalige Patina und Struktur gegeben. 

Und das Beste daran: Sie, liebe Leser, können eine Platte, ein Achtel des Werks, ersteigern. 


Acht Platten, das entspricht den acht Buchstaben des Wortes „Rauschen“. Jede Platte hat die Künstlerin mit einem Winkelschleifer bearbeitet, hat je einen Buchstaben in die Oberfläche geschnitten. „Buchstaben kann man mischen“, sagt sie, „so viele Wörter können daraus entstehen“ – es fasziniert sie, wenn sich ein Raum voller Möglichkeiten auftut.

Und sie mag die Vorstellung, dass jede Platte mit jedem Buchstaben sozusagen einen Paten oder eine Patin bekommt und dass das Werk sich dadurch auf verschiedene Besitzer verteilt. Dinge zu teilen, das ist ihr wichtig. „Es bleibt aber eine Arbeit“, sagt sie, auch wenn die Einzelteile – die Elemente haben eine Größe von jeweils 38 mal 44 Zentimetern, zusammen ist „Rauschen (acht mal Grün)“ 155 mal 88 Zentimeter groß – durch die Versteigerung erst einmal voneinander getrennt werden.

Man kann das sogar als eine Metapher für die Corona-Pandemie sehen: Die Einzelteile des Kunstwerks gehen auf Abstand. Später, wenn es wieder möglich ist, möchte die HAZ die Kupferplatten samt ihren Besitzern erneut zusammenbringen, für ein Foto, für eine Begegnung. Dann fügen sich die Buchstaben wieder zu einem Wort.

Katinka Bock, die in Frankfurt geboren wurde und in Berlin und Paris lebt und arbeitet, hatte früher zu Hannover eher keinen Bezug. Das hat sich deutlich geändert: 2017 wurde sie zur Teilnahme an der Ausstellung „Made in Germany Drei“ eingeladen. Sie traf sich mit der damaligen Chefin der Kestnergeselschaft, Christina Végh, lief mit ihr um den Maschsee und schuf dann mit „Seelandschaft im Nebel“ eine Installation, die zu den schönsten Hannover-Kunstwerken überhaupt gehört. 

Kupferplatten (!) auf dem Boden symbolisierten den Grund des Sees, Wasser fand sich in hellen Tonschalen, manche Schalen standen auf Wärmeplatten, sodass das Wasser zu Nebel verdunstete. Für jede der Skulpturen am See gab es in der Installation eine Entsprechung, etwa eine Stele für die Fackelträgersäule, aber ohne Fackel und ohne Träger. Auf einer der Platten lag ein Karpfen aus Bronze. Der stand für die Fische im See – und für einen weiteren Bronzekarpfen, den Katinka Bock im echten See versenkt hat.

Die Künstlerin arbeitet gern mit Material, das sich verändert. Kupfer, sagt sie, wandele sich jeden Tag ein bisschen. Die Arbeit an dem „Rauschen“-Projekt habe aber nicht nur die Werkstoffe, sondern auch sie selbst als Künstlerin verändert: Sie hat sich erstmals einer Skulptur dieser Größe zugewandt, bei der sie auch Helfer und Handwerker brauchte, die ihr zuarbeiteten. „Ich habe mich aus meinen Fußstapfen herausgewagt“, sagt sie. Ein paar von den Anzeiger-Hochhaus-Dachplatten hat sie noch. Was daraus wird, weiß sie bislang nicht, aber: „Ich gehe vorsichtig damit um. Das ist ja nicht irgendein Material.“ 

Die Maschsee-Installation, das „Rauschen“, jetzt das „Rauschen“-Projekt für die HAZ-Weihnachtshilfe – ist Katinka Bock Hannover inzwischen näher gerückt? „Klar“, sagt sie. „Die Beziehung zu der Stadt wird sich nicht mehr auflösen.“ 

Von Bert Strebe

Infos zur Versteigerung:

Die acht Kupferplatten von „Rauschen (acht mal Grün)“ versteigert die Künstlerin Katinka Bock gemeinsam mit der Kestnergesellschaft und der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ zugunsten der HAZ-Weihnachtshilfe – der großen Spendensammlung für Menschen in Not vor Ort. Bieten Sie mit?! 

Ein Teil der Platten wird vom 23. Dezember an direkt in der Kröpcke-Uhr ausgestellt. Bis Sonntag, 17. Januar 2021, können interessierte Kunstliebhaber per Mail an hannover@haz.de Gebote für jeweils eine Kunstplatte abgeben. Die acht höchsten Gebote gewinnen und helfen direkt Menschen in der Region Hannover, die in Not geraten sind. Für die Teilnahme ist es wichtig, dass Interessierte ihre Kontaktdaten und das Stichwort „Kuppelkunst“ mitschicken. Gebote sind auch per Post möglich, an die HAZ-Redaktion, Stichwort Weihnachtshilfe, August-Madsack-Straße 1, 30559 Hannover. 

Daten werden nur für die Durchführung der Benefizaktion erhoben, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. 

Author: Jan Sedelies

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